Zweite Sonne im Anflug

veröffentlicht vor 7 Tagen

Die Erde bekommt eine zweite Sonne. Das schließen österreichische Astronomen aus Daten des europäischen Weltraumteleskops Gaia, das eine präzise 3D-Karte von Himmelskörpern erstellt. Demnach rast ein Stern namens Gliese 710 aus dem Sternbild Schwan mit größenordnungsmäßig 50.000 km/h auf die äußeren Gefilde unseres Sonnensystems zu. Derzeit ist Gliese 710 noch 60 Lichtjahre entfernt, doch schon in 1,29 Millionen Jahren wird sich der Stern der Erde auf wenige Lichtwochen genähert haben. Das kann ungemütlich werden.

Denn unsere zweite Sonne wird in die am Rand unseres Sonnensystems vermutete Oortsche Wolke eindringen. Dort soll viel los sein: Kometen, Asteroiden und vielleicht ein zehnter Planet. Die Schwerkraft des einwandernden Sterns wird die Bahnen unzähliger anderer Himmelskörper ändern, was wiederum Kollisionen und damit neue Himmelskörper zur Folge hat. Gliese 710 wird alleine 100 Millionen Kometen von ihren Bahnen ablenken, hat ein Forschungsteam um die österreichischen Astronomen Elke Pilat-Lohinger und Thomas Maindl ausgerechnet.

Ungefähr 4.500 dieser Kometen werden dann in Richtung des Inneren unseres Sonnensystems geschleudert. Das Risiko eines Aufschlags auf der Erde steigt damit deutlich. Solch ein Aufprall werde "mit dem Asteroideneinschlag am Ende der Kreidezeit vergleichbar sein, der zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat", hat Pilat-Lohinger dem ORF erzählt. Die Berechnungen sind enorm komplex und notwendigerweise unvollständig, weil es kein komplettes Inventar der (noch nicht erwiesenen) Oortschen Wolke gibt, schon gar nicht zum exakten Stand in 1,3 Millionen Jahren.

Nur zu Besuch

Wie nahe uns der Stern kommen wird, können die Astronomen nur abschätzen, da viele Unbekannte mitspielen. 4300 bis 13366 Astronomische Einheiten (AU) werden es wohl werden, sagen sie. Eine AU entspricht nicht ganz 150 Millionen Kilometern. Damit wird Gliese 710 von der Erde aus mit freiem Auge sichtbar sein, ähnlich wie der Planet Jupiter es jetzt ist.

Der Stern bleibt jedoch nicht bei uns, sondern wird etwa 64.000 Jahre nach seiner Ankunft in der Oortschen Wolke diese wieder verlassen und weiterziehen. heise online wird berichten.

(ds)